CDSPEZIAL THORENS-SERVICE
P
raktisch jeder Thorens ist auch ohne
Tuning, also im Werks- oder Über-
holungszustand, zunächst einmal
ein hochwertiger Plattenspieler, der auch
heute noch auf hohem Niveau Vinylschei-
ben abzuspielen vermag. Und in den meis-
ten Fällen ist die Technik so genial einfach,
dass sie auch nach zwei, drei Dekaden noch
funktioniert oder aber zumindest mit we-
nig Aufwand wieder zur alten - mitunter
gar besseren - Form aufläuft. Tatsache ist
sogar, dass ein stets ordentlich geschmierter
und bewegter Antrieb, der dem Öl also kei-
ne Chance zur Verharzung gab, besser läuft
als im Neuzustand. Diese dokumentierte
Erfahrung haben alle Reparaturwerkstät-
ten und das einstige Gerätewerk Lahr mit
Wartungsaufträgen gemacht.
Die Frage, welche Laufwerke sich speziell
für die Restaurierung und gegebe
nenfalls ein Tuning empfehlen, ist
schnell beantwortet. Den legen-
dären TD 124 und seine Derivate,
also die Schweizer Reibradantrie-
be, klammern wir hier einmal als
Spezialfälle aus und behandeln
sie nur am Rande.
Interssant sind vor allem die in
großer Stückzahl gefertigten Seri-
en 120 (125,126, 127), 145-
166, die 300er-Baureihe und
die 2001/3001, aber am Ran
de auch die seltener zu findenden
Ausnahmelaufwerke wie bei-
spielsweise
Ambiance,
Con-
crete, Phantasie, Prestige und
natürlich der 90 Kilogramm
L in k s
www.analog-forum.de
www.audio-kreativ.de
www.audiophonie.com
www.audioinvest.no/thorens/index6.htm
www.blueamp de
www.clearlight-audio de
www.deutsch.norma-hylee-tech.de/
www.garrard.de
www.phonophono.de
www.phonosophie.de
www.rolf-kelch.de
www.smtron.de
www.stefanopasini.it
www.theanalogdept.com
www.thorens.com
www.thorens-info.de
www.thorens-legende.de
www.thorens-tdl24.de/html/
thorens-td124.html
www.tntaudio.com/clinica/td125
tweaks, html
schwere Reference, wobei Letztere als Bei-
nahe-Einzelstücke nahezu jeden Erhal-
tungsaufwand lohnen.
160er gibt es nicht selten für 100 Euro in
der „Bucht“, sprich beim Web-Auktions-
haus Ebay. Keine Frage, dafür gibt es auf
dem Markt keinen passablen, neuen Plat-
tenspieler. Wobei unser Geheimtipp für
diese Baureihe der mit stärkerer Achse, bi-
tumengedämpffem Subchassis, Bodenplat-
te und Endabschaltung ausgestattete 147
ist. Und angesichts des gebotenen Materials
gibt es, auch wenn die Technologie keines-
wegs stehen geblieben ist, selbst für eine
Hand voll mehr Scheine so schnell keinen
besseren Dreher. Rechnet man noch etwas
Geld für einen gescheiten Tonabnehmer,
etwa von Benz, Grado oder Ortofon, und
ein paar Euro für die Wiederaufforstung, ist
So sieht es im T0126 mit
zweiteiligem Teller und
gegossenem Subchassis mit
Kegelfedern aus. Solche
Unterlagen liefert etwa der
Schaltungsdienst Lange
man mit einem richtig
guten Gerät dabei. Und
dieses lässt sich zudem
noch derart simpel
tunen, dass es zum
potentiellen Favoriten-
schreck wird.
Fangen wir beim Motor
an. Hier hilft mitunter
nur Kannibalismus eines
ähnlichen,
günstigeren
Modells. Alle, die aufgrund eines Defekts
händeringend einen Motor für den 126er
suchen, sollten sich aber nach einem TD
104-115 umsehen, die bei Internetauktio-
nen für ganz erstaunlich wenig Geld Wegge-
hen. Darin steckt exakt derselbe 72-polige,
tachogeregelte Antrieb. Zwar sind diese
auch passable Abspielgeräte, sie erreichen
aber längst nicht die Klasse von TD 126/160
und sind auch kaum tuningwürdig. Der TD
104/105 ist häufig wohl die beste Wahl,
denn es ist die billigste Variante, und hier
kann man zusätzlich sogar noch das aus-
wechselbare Tonarmendrohr TP63 für die
serienmäßig mit dem unterschätzten Tho-
rens-Arm TP 16/111 ausgestatteten 126er-
oder 140/160er-Modelle verwenden. Diese
Armteile werden allein oft teurer gehandelt
als die kompletten genannten Spieler. Die
Antriebsriemen passen ohnehin fast alle
und sind bei den erwähnten Geräten unter-
einander beliebig austauschbar.
A p r o p o s R i e m e n
H
ier sind verschiedene Qualitäten er-
hältlich, die zudem klanglich in un-
terschiedliche Richtungen gehen, also ge-
zielte Beeinflussungen zulassen. Aber präzi-
se geschliffen müssen sie sein. Die nach wie
vor über den Thorens-Vertrieb Sintron in
Iffezheim lieferbaren Originaltypen für die
Serien 104-115,145-166,125/126/127/226,
Prestige, Reference, die 100er-, 200er- und
300er-, 2001/3001 und Ambiance-Modelle
sind absichtlich einen Tick weicher und da-
mit gutmütiger abgestimmt als andere. Das
sorgt für eine sehr gute Entkopplung vom
Motor, ohne dass damit Kompromisse in
Sachen Gleichlauf einhergehen.
Bei Rolf Kelch in Lahr, dem Eigentümer
des alten Ersatzteillagers, sind praktisch
identische, nach Original-Rezept gefertigte
Riemen erhältlich. Andere, härtere Mi-
schungen -w ie etwa von Phonosophie an-
geboten - verleihen dem Plattenspieler eine
hörbar offener-spritzigere, energiegela-
denere Gangart, sind aber etwa im weniger
geschmeidigen Mittelhochtonbereich nicht
unbedingt jedermanns Sache. Das muss
man ausprobieren. Unbedruckte Exempla-
re können übrigens - ohne Abstriche -
beidseitig gespielt werden und halten somit
etwas länger.
H e im s p ie l(e r )
Bei STEREO Redakteur Tom Frantzen dre-
hen zwei hochgerüstete Schwarzwälder
S
eit 1982 begleitet mit dem Thorens TD 160 I
Super ein schon von Haus aus überarbeite-
I
ter „Rallye"-160er das HiFi-Leben des STEREO-
I
Redakteurs. Damals mit Ferienjobs erarbeitet,
I
wies das Laufwerk ein bitumenbeschichtetes I
Schwingchassis, eine erheblich bessere Osa- I
wa-Matte, einen fetten Holzboden sowie einen I
Helius Scorpio-Tonarm auf, der in etwa dersel- I
ben ambitionierten Klasse spielt wie Regas RB I
300. Den mit AKG-Tonabnehmer ausgestatteten
I
Normal-160er des Bruders spielte das Gerät so
I
in Grund und Boden, erst recht etwas später mit
I
dem seltenen Denon DL103D. einer Sonderver-
I
Beide Innenteller sind komplett mit reso-
nanzdämpfender RDC-Masse ausgekleidet
182 STEREO HIFI-SPARBUCH 2/2009